Warum ist es so schwer, zu hinterfragen, was der eigene Großvater im Krieg getan hat?
Deutschland gebärdet sich selbst oft als Weltmeister der Erinnerungskultur. All die Stolpersteine und Gedenkfeiern- und stätten sollen die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit aufrecht erhalten. Aber schaffen sie es auch, uns davor zu bewahren, unsere eigenen Familiengeschichten zu verzerren?
“Paradoxerweise scheint es gerade die gelungene Aufklärung über die Verbrechen der Vergangenheit zu sein, die bei den Kindern und Enkeln das Bedürfnis erzeugt, die Eltern und Großeltern im nationalsozialistischen Universum des Grauens so zu platzieren, dass von diesem Grauen kein Schatten auf sie fällt.”
(Harald Welzer, Karoline Tschuggnall, Sabine Moller: Opa war kein Nazi)
Das Projekt “re:member” untersucht anhand eines deutschen Familiennarrativs kollektive und individuelle Erinnerungskultur und begleitet die Kreuzberger Illustratorin Alexandra Klobouk bei der Recherche zur Vergangenheit ihres eigenen Großvaters, der als SS-Soldat im zweiten Weltkrieg kämpfte. Dabei wird immer wieder offenbar, wie schwer es ist, unvoreingenommen eingeschliffene Narrative zu hinterfragen, wenn es um die eigene Familie geht und den Blick auf die Diskrepanzen und die dunklen Stellen zu lenken, die den Biografien unserer Großväter eingeschrieben sind.